Die
Ostsee
Seit einigen Jahren fahre ich im April jeweils an die Ostsee auf die Insel Fehmarn, um dort den Meerforellen und Dorschen nachzustellen. Ein Kollege von mir hat dort ein wettertüchtiges Boot stationiert und so schleppen wir – im Gegensatz zu den Deutschen Kollegen – mit unseren „Seehunden“ auf dem Meer, mit eigentlich ganz gutem Erfolg. Dieses Jahr wollte ich aber ein Stück weiter gehen.
Ich verfolge seit einiger Zeit die ganze Trollingszene durch das Internet.
Dabei sticht seit ein paar Jahren nicht nur Bornholm hervor, sondern vor allem auch die Insel Rügen. Und so habe ich mir im April, zusammen mit meinem Freund Sascha, diesen Traum erfüllt. Wir haben uns für 4 Tage einen Guide mit Boot gebucht. Und danach noch 9 Tage Fehmarn angehängt. Die Vorbereitungen: Natürlich will so ein Trip geplant sein. Nur schon die Wahl des Guides ist nicht ganz einfach. Es gilt ein gutes Boot, mit einem erfahrenen Skipper zu einem fairen Preis zu finden. Dies ist mir mit der Wahl von André Rathke und seiner Viri Clan gelungen. André ist der Besitzer des Angelshops Falkensee. Er ist ein Troller der ersten Stunde und die Viri Clan ist mit allem ausgestattet was ein Troller – Herz begehrt. Er hat sich auch um die Unterkunft für uns gekümmert und so hieß es dann für uns nur noch warten, warten, warten auf den 11.April, den Tag unserer Abreise.
Hausgemachte Spezialitäten im Gepäck.
Ich wollte auf diesem Trip auch einige Köder testen. Durchs einige Kontakte und vielen Stunden im deutschen Anglerboard weiss ich eigentlich ziemlich genau womit die Bootsteams vor Rügen ihre tollen Lachse überlisten. So habe schon öfters versucht, die Köder, welche an der Ostsee in Dänemark und in Übersee gefischt werden bei uns auf dem Vierwaldstättersee zu gebrauchen, also Apex, Grizzly Spoons, Inline Wobbler um einige zu nennen. Leider nur mit mässigem Erfolg. Auch Dodger, Flasher und Co. haben mich bisher nicht wirklich überzeugt.
Durch meine Erfahrungen auf Fehmarn wusste ich aber, dass unser Material dort oben sicher Fische fängt.
So wurde ich durch die Firmen Swiss Big Game Fishing (Peter Hofmann) und den bekannten österreichischen Schleppspezialisten www.angelprofi.at (Sepp Hofinger) ausgerüstet. Peter hat mir ca. 40 neue Salmoperl Blinker und 20 Esox Perl mitgegeben zum Test und Sepp hat für mich spezielle, wunderbar gearbeitete Perlmutt-Spangen hergestellt. Diese natürlich größer als diejenigen die wir bei uns verwenden und alle in unglaublicher Handwerkskunst mit Kupfer hinterlegt. Das sind in Tat und Wahrheit echte Schmuckstücke, die man nur mit sehr viel Respekt in Wasser lässt!
Es ist soweit! Am Freitag dem 11.April geht’s dann los.
Nachdem die Wetterdienste für die nächsten Tage gutes Wetter um Kap Arkona melden, ist die Stimmung bei uns beiden nach diesen Monaten des Wartens natürlich positiv angespannt. Per Zug nach Basel und von dort mit dem Flugzeug nach Hamburg. Mietauto abgeholt und auf geht’s in Richtung Rügen. Ojjeee, zwei Schweizer auf deutschen Autobahnen…. Wir müssen uns erst mal daran gewöhnen, dass wir bei Regen dauernd mit 160 – 180 kmh überholt werden. Doch mit der Dominik Dachs CD im Player geht die Zeit schnell vorbei. Es ist allerdings 02.00 Uhr als wir an unserem Zielort „Wiek“ auf Rügen ankommen. Ich schlafe nicht besonders gut – ständig werde ich von irgendwelchen phantasievollen Kachelmanns, Windwarnungen und Sturmwellen durch meine Träume gejagt.
Die erste Ausfahrt.
Wir treffen André Rathke am Morgen des 12.April und beschließen aufgrund des nachlassenden Windes am Mittag auszulaufen. Schwimmanzüge montiert, Köder gepackt und ab geht’s auf die Ostsee. Erst aber müssen wir durch die bekannten Bodden Gewässer auf’s offene Meer hinaus. Wiek ist daher nicht gerade erste Wahl bei den Lachs Trolling Teams, da die Anfahrt raus zum Kap Arkona ca. 40 Km weit ist. Die meisten Boote liegen deshalb im Hafen von Glowe. Die Bodden Landschaft ist aber herrlich und wir beraten uns schon mal über das Setup unserer Köder. Wir beginnen mit 4 Sideplaner und 2 Downrigger Ruten, bestücken diese mit Esox Perl, Salmo Perl und natürlich den Perlmutt Spangen.
Jetzt gilt es für den Skipper, die Heringsschwärme zu finden.
Denn wo die Schafe sind, da sind bekanntlich die Wölfe nicht weit entfernt. Und tatsächlich nach ca. einer Stunde verrät ein kleines klick,klick,klick grrrrrrrrrr ! Wir haben einen Biss! Der Sideplaner rast in atemberaubendem Tempo nach hinten. Jetzt muss alles schnell gehen. Die anderen Ruten müssen aus dem Weg. Sascha beginnt zu drillen, während wir anderen die Downrigger Ruten auslösen und einholen. Ein spannender Drill beginnt. Der Fisch gibt Sascha „ordentlich Sport“ und die Linkshänder-Multirollen vereinfachen das Handling für uns auch nicht gerade. Langsam bringt Sascha den Fisch heran und nach bangen Minuten und einem spektakulären Drill ist es soweit. Vor uns erscheinen 86 cm Ostsee Silber der ersten Güteklasse. Im Mundwinkel des Lachses hängt ein Gold-Grüner Esox Perl. Es funktioniert…Petri Dank!
Dann geht es Schlag auf Schlag. Klick, klick, grrrrrr…..
Lachs Nummer zwei hängt und diesmal drille ich. Es ist ein unglaublicher Anblick, wenn der Fisch hinter dem Boot in der Tiefe plötzlich Flanke zeigt um dann Sekunden später wie ein Pfeil durch die Wasseroberfläche zu brechen und einen Sprung hinlegt der einem das Blut in den Adern einfrieren lässt. Das ist Lachstrolling! Auch diesen Fisch landet André gekonnt und ich halte meinen ersten Lachs in Händen. Dieser konnte verständlicherweise dem österreichischen Perlmutt nicht widerstehen. Wir runden den Tag ab mit einem weiteren Lachs, der sich auf ca.40 Fuß Wassertiefe am Downrigger eine Perlmuttspange greift. Natürlich gehen hin und wieder auch Dorsche an den Haken. Diese setzten wir aber allesamt zurück. (O-Ton André….“Dies ist ein Lachsboot!“)
Die zweite Ausfahrt – Meterlachs geknackt!
Unsere zweite Ausfahrt steht unter einem guten Stern. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und wir legen schon um 06.00 Uhr ab auf die spiegelglatte Ostsee. Schon bald stöbert André die Heringe auf und um ca. 09.00 Uhr erfolgt dann der erste Biss. Ich bin an der Reihe mit Drillen und darf schon bald darauf eine wunderschöne Meerforelle von 70 cm an Bord begrüßen. Zwei weitere Meerforellen um die 50 cm. Und einen 60er Lachs releasen wir. Auch Sascha wird einer 70er Meerforelle belohnt. Wow! Was für Prachtfische. Um die Mittagszeit wird es dann eher ruhig. Zufrieden sitzen wir auf unseren Plätzen und genießen den Sonnenschein. Das monotone Brummen des Motors lässt einen leicht einnicken… doch dann kommt es zum Paukenschlag.
„DOWNRIGGER!“ rufe ich, Sascha dreht sich um, sieht dass der Klipp ausgelöst hat.
Die Rutenspitze wird für einen Moment gerade. Sekunden später, der Fisch hat den Winkel ausgeglichen schießt ein gewaltiger Silberpfeil ca. 20 m hinter dem Boot aus dem Wasser. Die Bremse singt ihr schönstes Lied und unsere Körper schütten Adrenalin in Eimern aus. Der Fisch nimmt schnell mal 150 m Leine. Sascha drillt mit stoischer Ruhe, während wir die anderen Leinen einholen. Doch von Drill kann eigentlich keine Rede sein. Der Fisch nimmt immer noch Schnur und Sascha kann nix anderes tun als die Rute zu halten. André nimmt Tempo raus und nun kann der Fisch herangeholt werden. Es sind bange Minuten und unzählige Fluchten. Doch am Ende obsiegen wir und im Kescher liegt ein 104cm langer und 21 Pfund schwerer Traumlachs. Gebissen hat er auf eine helle Perlmuttspange (Coregone – Salmo Kupfer).
Dieser Köder wird sich in den nächsten Tagen als Favorit herausstellen.
Die meisten von euch wissen, dass nach einem solchen Tag das Feierabendbier besonders schmeckt. Es geht noch grösser!!! Am dritten Tag dann, kann ich wieder am selben Perlmutt einen Mega Lachs von 108 cm und 27 Pfund drillen. Eine tolle Meerforelle von 70 cm und gut 8 Pfund nimmt sich den Esox Perl in silber/schwarz/rot /gold und ein 80er Lachs rundet den Tag ab. Wir sind überglücklich. Auch der letzte Tag beschert uns noch schöne Lachse. Natürlich lassen wir auch mal unseren Guide ran zum Drillen und dieser drillt routiniert einen schönen Lachs, der sich in einen Swiss Salmo Perl verguckt hat.
Fazit: Wir durften an diesen 4 Tagen bei hervorragenden Wetterumständen 11 Lachse einige schöne Meerforellen fangen.
Guide und Boot haben großartige Arbeit geleistet und wir konnten unseren Traum erfüllen. Zu den Ködern sage ich nur folgendes. André schickt mir dann am Ende der Saison die Köder nach Hause in die Schweiz….ich durfte sie nämlich nicht mehr mit von Bord nehmen!