Renkenfischen
Nahrung
Zuckmücken
Der Fang von Renken wurde vor noch nicht allzu langer Zeit für unmöglich gehalten, da man der Meinung war, dieser Fisch sei ein reiner Planktonfresser. Durch Magenuntersuchungen an Netzfängen stellte sich aber heraus, dass Renken sehr wohl auch gröbere Nahrung zu sich nehmen. Speziell in den kalten Jahreszeiten stellen sich Coregonen auf die, je nach Gewässer, in Massen vorkommenden Mückenlarven als Nahrungsquelle ein.
Wie man sieht, ist das Nahrungsspektrum unserer Coregonen größer und vielfältiger als wir uns das bisher vorstellten und besonders hochkapitale Renken werden oft, mit für diese Fischart, unüblichen Ködern, gefangen.
In unseren Breiten nehmen die Renken jedoch, abgesehen von Zooplankton, in der Regel nur Mückenlarven und Puppen als Nahrung auf, wobei sie sich in der wärmeren Jahreszeit auf Plankton (Plankton erkennt man als grünliche Masse im Magensack) umstellen.
Bei ihrer Jagd auf schlüpfende Insekten kann es vorkommen, das Renken bis an die Wasseroberfläche kommen, das Insekt einsaugen und mit einem weithin sichtbaren Spritzer wieder abtauchen.
Am Irrsee und Attersee kann man dieses Verhalten speziell in den Frühjahrsmonaten und im Spätherbst beobachten.
Generell muss man aber sagen, dass durch die Artenvielfalt der Coregonen das Verhalten bei der Nahrungssuche an jedem See ein wenig anders ist.
Die Zuckmücken (Chironomidae) und ihre Bedeutung für den Renkenangler
Die für uns Angler zweifellos wichtigste Nahrung der Renken sind Zuckmücken. Jeder Renkenangler der sich seinen Blick für die Natur und ihrer natürlichen Vorgänge bewahrt hat, kennt dieses Bild.
Unzählige Mücken tanzen über den See, treiben nach ihrer Hochzeit erschöpft über das Wasser und werden von Lauben oder anderen Oberflächenfischen eingeschlürft. Auch in unseren Booten und an unserer Bekleidung lassen sich diese Insekten nieder und stellen sich kurz unserer Betrachtung um gleich wieder weiterzuschwärmen. Diese Zweiflügler sind mit ca. 3000 Formen, die wohl artenreichsten Insekten unserer Breiten.
Ihre Larven und Puppen bilden zu gewissen Jahreszeiten die Hauptnahrung der Renken und werden durch unsere Nymphen imitiert. Die Zuckmücken – Arten zu bestimmen ist für einen Laien nahezu unmöglich und für uns Angler auch nicht nötig. Der Stellenwert dieser Insekten als Fischnährtiere ist extrem hoch.
Durch ihre Artenvielfalt und Fülle sind sie aus dem Nahrungsspektrum unserer Fische nicht wegzudenken und speziell Renken brauchen diese Insekten um sich auch in der planktonarmen Zeit ihr Überleben zu sichern.
Frisch aufgestiegene Zuckmückenpuppe aus dem Magen einer Renke. Typisch der ausgeprägte Kopf mit den Atmungsbüscheln und der segmentierte Hinterkörper.
Der Lebenszyklus setzt sich aus der Zuckmückenlarve, Zuckmückenpuppe und der Zuckmücke – Imagines wie folgt zusammen.
Die Zuckmückenlarve:
Typisch für die Zuckmückenlarve ist die kleine Kopfkapsel. Dem Körper schließen sich drei Brustsegmente und neun Hinterleibsegmente an. Der Larvenkörper wirkt deutlich gegliedert und muskulös. Zuckmückenlarven haben Ihren Lebensraum im Bodensubtrat (Schlamm) unserer Seen.
Die Larve kann bis zu 2 cm groß werden und bewegt sich mit S – förmigen rhythmischen Bewegungen. Die Färbung reicht über weiß, gelblich, grün, graubraun bis blutrot. Große Grundrenken bevorzugen diese Larven als Nahrung und haben zu gewissen Jahreszeiten (z.B. Mai) ganze Bündel davon im Magen. Gründelnd ziehen die großen Renken über den schlammigen Seegrund und picken die Larven gezielt aus dem Boden. Wenn es die Wassertemperatur zulässt, kommen die Großrenken bei dieser Art der Nahrungsaufnahme bis in seichte Uferpartien. Die Hegene wird daher am Grund mit liegendem Schwimmer oder per Sinker angeboten. Im Frühjahr, bis Mitte Juni, wird in einer Tiefe von 5 – 15 m gefischt. Aber diese Tiefe kann natürlich von See zu See variieren, da sie zum Teil von der Wassertemperatur als auch von der Bodenbeschaffenheit abhängig ist.
Da die Larve meistens, bedingt durch den Blutfarbstoff Hämoglobin, blutrot gefärbt ist verwenden wir auch Nymphen in dieser Farbe. Sehr gut eignet sich für diese Imitation rotes Body Glass. Aber auch andere rote Nymphen aus Kreppnylon und Lureflash sind sehr gut geeignet.
Diese Nymphen werden an den unterstem Zügel gebunden und imitieren Larven die aus dem Bodenschlamm herausgespült wurden.
Am Ende des Larvenstadiums nimmt die Larve langsam die Gestalt der Puppe an. Sie wird dicker und unbeweglicher. Schließlich platzt die Larvenhaut und gibt die Puppe frei. Jetzt hat die vorletzte Phase im Leben der Zuckmücke begonnen.
Die Zuckmückenpuppe zeigt sich in völlig veränderter Gestalt. Eine ausgeprägte Kopfpartie mit Büscheln als Atmungsorgane und ein deutlich segmentierter Hinterleib sind typische Charaktere einer Zuckmückenpuppe. Kurz vor dem Aufsteigen füllt sich der Raum zwischen Puppenhaut und dem Imago mit Gas und verleiht der Nymphe einen silbrigen Glanz. Wir lackieren daher unsere Nymphen, um diesen Glanz zu imitieren. Mit zuckenden Bewegungen steigen Zuckmückenlarven jetzt vom Grund des Sees zu Wasseroberfläche.
Im Oberflächenfilm hängend beginnt die Puppe mit dem Schlupf. Durch langsamstes Auf und Ab bewegen unserer Hegene, imitieren wir diesen natürlichen Vorgang und reizen so die Renken zum Anbiss. Auch ein Renkenschwimmer erfüllt bei leichtem Wellengang diese Aufgabe.
Da es in einem Gewässer bedingt durch die schon angesprochene Artenvielfalt der Zuckmücken, auch verschiedenfarbige Puppen gibt, sollte man sich die Nymphen im Magen einer Renke genau anschauen. Jetzt lohnt es sich wenn man verschiedenfarbige Hegenen im Boot hat um sich den gegebenen Bedingungen anzupassen.
Eine frisch aufgestiegene Zuckmücke nach Verlassen der Puppenhülle.
Nach dem Schlupf bildet sich mit den Zuckmücken – Imagines das fertige Insekt und beendet so einen meistens einjährigen Zyklus. Mit der Kopfkapsel voran kriechen die jetzt schon fast fertigen Insekten aus der Puppenhülle. Die Zuckmücken treiben jetzt an der Wasseroberfläche und beginnen nach einer kurzen Trocknungszeit zu schwärmen.
Mit der Bildung des Imagines, dem fertigen Insekt, ist die Metamorphose der Zuckmücken beendet.
Nach dem Paarungsflug und der Eiablage fallen die Imagines auf das Wasser und werden jetzt Beute von Oberflächenfischen wie Lauben. Aber ihre Eier sinken zum Seegrund und beginnen einen neuen Zyklus dieser wichtigen Fischnährtiere. Erfahrene Renkenangler suchen oft gezielt solche Stellen oder kennen die Tageszeit wenn die Nymphen am besten steigen. Mit diesem Wissen um die faszinierenden Vorgänge in der Natur macht Renkenangeln natürlich noch mehr Spaß und fördert gleichzeitig unsere Beobachtungsgabe am Fischwasser.